Zur Einführung der Ganztagsschule

Bei der letzten Gemeinderatssitzung ging primär um die Frage, ob unsere Grundschulen als gebundene oder offene Ganztagsschulen geführt werden sollen. Das ist von großer Bedeutung – sowohl für Kinder als auch für Eltern und die Lehrkräfte. Zudem ist entscheidend, welche Qualität die Ganztagsschule haben wird und welche Betreuungszeiten darüber hinaus abgedeckt werden.

Zunächst die Vorteile der gebundenen Form: Alle Kinder profitieren gleichermaßen von einem geregelten Tagesablauf, von zusätzlicher Förderung und von gemeinsamen Freizeitangeboten. Der Unterricht kann besser über den Tag verteilt werden, was Konzentration und Lernfortschritte unterstützt. Gleichzeitig wird Chancengleichheit gestärkt, denn Herkunft und familiäre Situation spielen keine Rolle mehr – jedes Kind bekommt die gleiche Förderung. Für Eltern bedeutet dies eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

Doch es gibt auch wichtige Einwände. Eine verpflichtende Ganztagsschule greift stark in die Freiheit der Familien ein. Eltern, die ihre Kinder lieber selbst am Nachmittag betreuen möchten, haben keine Wahl mehr. Außerdem besteht die Gefahr, dass Kinder durch einen durchgehend langen Schultag überfordert werden. Und schließlich: Nicht jedes Kind profitiert in gleichem Maße von einem Ganztagsrhythmus – manche brauchen Freiraum, Vereine oder familiäre Strukturen am Nachmittag.

Vor diesem Hintergrund ist es besonders interessant, wie sich die Eltern bei der Befragung geäußert haben. So hat sich in beiden Stadtteilen die Mehrheit für die Ganztagsschule in Wahlform ausgesprochen, in Korntal klar mit 72%, aber auch in Münchingen mit 57%. In Korntal wird die Wahlform auch von der Schulleitung bevorzugt, in Münchingen dagegen nicht. In Korntal wünscht sich eine knappe Mehrheit der Eltern ein 4 Tage Modell a 7 Zeitstunden, während in Münchingen das Modell 3 Tage a 7 Zeitstunden klar mehrheitlich bevorzugt wird. Die Schulleitungen bevorzugen in beiden Stadtteilen das Modell 3 Tage a 7 Zeitstunden.

Die meisten Eltern wünschen sich über die Ganztagsschule hinaus eine Betreuung bis 16:00 Uhr. Eine Frühbetreuung brauchen nur wenige Familien, bei einem Schulbeginn ab 7:30 Uhr lohnt sich diese nicht. Eine Spätbetreuung nach 16:00 Uhr wünscht sich ebenfalls nur eine Minderheit der Eltern.

Unser Fazit: Die gebundene Ganztagsgrundschule bietet zweifellos viele Chancen – vor allem für eine höhere Qualität aufgrund besserer Möglichkeiten zur Rhythmisierung. Gleichzeitig dürfen wir die Sorgen der Eltern und die Belastung der Kinder nicht ignorieren. Deshalb haben wir uns an den Ergebnissen der Elternbefragung und auch den Wünschen der jeweiligen Schulleitung orientiert.

Allen können wir es mit unserer Entscheidung leider nicht recht machen.

Die Entscheidung ist uns sehr schwergefallen, im Zweifelsfall stehen wir Liberale aber für die Freiheit ein – und in diesem Fall bedeutet das, dass wir für die jetzt beschlossene Ganztagsschule in Wahlform an 3 Tagen a 7 Stunden gestimmt haben. Zudem ist für elementar, dass für Ganztagsschüler an allen Tagen eine ergänzende Betreuung bis 16:00 Uhr angeboten wird.

Peter Ott

Vorsitzender FDP-Fraktion Korntal-Münchingen

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