Immer wieder hört man, Deutschland sei Vorreiter bei der Klimapolitik. Es gehört geradezu zum Selbstverständnis grün-links bewegter Kreise, dass "gerade wir Deutschen" einen besonderen Beitrag zum Klimaschutz leis-ten. Der Blick auf andere Länder zeigt aber, dass es viele unterschied-liche Wege zum Klimaziel gibt. Unsere Klimapolitik wurde von der rot-grünen Koalition vor über 20 Jahren konstruiert und von den Regierun-gen Merkel i. W. fortgeführt. Was sind nun die Ergebnisse des deutschen Wegs zum Klimaschutz? Als Erfolg wird erwähnt, dass die Erneuerbaren 2023 erstmals mehr als 50% der Stromerzeugung lieferten und der CO2-Ausstoß Deutschlands 2023 stark sank. Doch sind wir wirklich Vorreiter? Schauen wir die Fakten genauer an.
Deutschlands CO2-Ausstoß betrug 2023 673 Mio.t nach 746 Mio.t 2022. Doch selbst lt. dem grünen Lobbyverband "Agora Energiewende" sind nur 15% des Rückgangs, also knapp 11 Mio.t, langfristig gesichert. Den Rest lieferten Sondereffekte wie der Ersatz von Kohle durch importierten Strom (der nicht mitgezählt wird) sowie die schlechte Konjunktur, die nicht von Dauer sein werden.
Allerdings zeigt die absolute Zahl nur die halbe Wahrheit, denn man muss sie in Relation zur Einwohnerzahl setzen. Deutschland hat rund 84 Mio. Einwohner. Daraus ergibt sich, dass Deutschland je Einwohner 8t CO2 ausstößt. Frankreich als Vergleich emittierte 2023 404 Mio.t CO2. Bei 68 Mio. Einwohnern ergibt sich weniger als 6t CO2 je Einwohner. Schweden liegt bei etwa 4,5 t CO2 je Einwohner. Das Ergebnis unserer Klimapolitik ist also, dass wir mehr CO2 ausstoßen als viele andere Länder - und wir haben viel mehr Geld für die Klima- und Energiepolitik ausgegeben und haben mit die höchsten Strompreise!
Ein wesentlicher Grund für die schlechten Werte von Deutschland ist die Stromerzeugung. Informationen findet man auf Internet-Seiten wie "electricity maps“. Dort sieht man, dass wir für die Stromerzeugung viel mehr CO2 ausstoßen als andere Länder – und nicht nur ein bisschen mehr! Wir stoßen je kWh fast 9-mal so viel CO2 aus wie Frankreich und sogar 20mal so viel wie Schweden. Woran liegt das? Der Grund ist, dass wir primär auf Windkraft und Photovoltaik setzen, diese jedoch nicht durchgehend zur Verfügung stehen. Wenn der Wind nicht weht oder die Sonne nicht scheint, brauchen wir eine zweite Stromversorgung. Aus der CO2-freien Atomkraft sind wir ausgestiegen, daher müssen wir Kohle und Gas einsetzen. Und deren Anteil reichte aus, um 2023 die CO2-Emissionen auf extrem hohe 443g CO2 je kWh zu bringen. Frankreich kam mit seinem Strommix (60% Atomkraft, dann Wind- und Wasserkraft sowie Gas) auf nur 51g. Schweden stieß sogar nur 21g CO2 aus. Dort wird Strom zu 45% aus Wasserkraft, 35 % aus Atomkraft und der Rest aus Windkraft gewonnen. Schlusslicht in Europa war Polen, das ganz überwiegend auf Kohle setzt.
Leider werden für uns trotz dem Ausbau der Erneuerbaren die guten CO2-Werte von Frankreich oder Schweden in den nächsten 10 Jahren unerreichbar bleiben. Zwar soll Kohle soll durch Gas abgelöst werden, doch auch die Gasver-stromung stößt viel CO2 aus. Und billig wird es auch nicht. Um die Kohle zu ersetzen müssen 50 Gaskraftwerke gebaut werden mit einer Leistung von 24 GW. (Zum Vergleich, das Kernkraftwerk Neckarwestheim hat 1,3 GW). Da die Gaskraftwerke aber nur laufen, wenn die Erneuerbaren nicht liefern, können sie nicht rentabel betrieben werden. Das Energiewirtschaftliche Institut an der Uni Köln (EWI) hat jetzt errechnet, dass Zuschüsse von 60 Mrd.€ erforderlich sind, um diese Unterauslastung auszugleichen.
Nach 2035 so der Plan von Habeck soll Gas durch Wasserstoff und riesige Stromspeicher ersetzt werden. Doch es ist offen, ob dies jemals Realität wird. Aktuell sind wir weit davon entfernt, sie in industriellen Mengen und zu akzep-tablen Kosten bereitstellen zu können.